Information und Apokalypse
 
Werkbeschreibung

Der 11. September 2001 hat vieles verändert – vor allem unsere Wahrnehmung. Die Vermittlung von Terroraktionen und Kriegsereignissen hat in den Medien eine völlig neue Dimension erreicht und ist zu einem Frontalangriff auf unsere Wahrnehmung geworden. Wir sehen uns mit einer extremen Beschleunigung sowohl der Ereignisse selbst, als auch deren medialer Vermittlung konfrontiert.

Die drei Videoarbeiten aus "Information und Apokalypse" versuchen einen, auf den bereits medial transmittierten Bildern basierenden Gegentext herzustellen. Fernsehbilder von den Anschlägen des 11. September und des letzten Irakkrieges wurden reorganisiert, und rekontextualisert.

 
"easy ride“ (Videosequenz auf DVD, Länge 5´11´´)

die Kriegsberichterstattung transformiert zu einer neuen Kunstform – der Kunst der Unsichtbarkeit. Diese hat zum Ziel, Bilder zu finden, mit denen nichts oder fast nichts gezeigt wird. Das Ausmaß realer, brutaler Gewalt wird auf ihre kleinstmögliche – und damit am ehesten verträgliche – Ausdrucksform reduziert: Auf ein (unscharfes) Bild. die Abstraktion tritt an die Stelle des Konkreten, der narrativen Ordnung und der kausalen Zusammenhänge. Körper, Raum und Bewegung werden hier als Rätsel sichtbar.

„easy ride“ zerlegt die Ästhetik dieser Berichterstattung und rekontextualisiert sie. Der Spannungsbogen zwischen banalem Entertainment und dem Grauen (vermittelt durch den Text von Peter Maaß für die NY-Times) wird hier gnadenlos überspannt und macht so die Distanziertheit dieser Art Berichterstattung sichtbar.
Ausschnitt 50sec
„permanent erosion“ (Videosequenz auf DVD, Länge 4´17´´)

in Bezug auf die Darstellung der Ereignisse des 11. September lässt sich sagen, dass durch die sofortige Präsenz der Bilder auf den Bildschirmen und deren permanente Wiederholung nicht nur die Twintowers selbst, sondern auch ihr Abbild zerstört wurden. der mediale Loop zieht das Ereignis in die kybernetische Ewigkeit, transformiert aber damit die Ikonografie zu einer rein grafischen Bildästhetik. Die Allgegenwärtigkeit des Augenblicks hat zu einer Art medialen Überbelichtung geführt, die in letzter Konsequenz zum Tod des Bildes führt.

„permanent erosion“ ist gleichsam eine Metapher auf dieses Phänomen. Durch stetige Aufeinanderschichtung der immer gleichen Bildsequenz und den technischen Prozess einer logischen „UND“-Verknüpfung dieser Schichten wird der Bildinhalt am Ende zum reinen Weiß, - überbelichtet.
Ausschnitt 34sec
„Hypnotizer“ (Videoloop auf DVD, Länge 5´03´´)

das Universum der technischen Bilder dieser Kriegsberichterstattung verbirgt keine wie auch immergeartete Wahrheit mehr, sie sind weder mehrschichtig noch komplex, sondern sind im Sinne der Definition von Vilém Flusser nur noch “pure Oberfläche“. Hinter dieser Oberfläche verschwinden der Raum, die Zeit und der Tod . Bilder von amerikanischen Kiegsgefangenen, denen die Todesangst im Gesicht steht, deren Ausstrahlung unter dem Druck des Marktes nicht mehr zu verhindern ist, werden kurzerhand durch totale Unschärfe unkenntlich gemacht. Die visuelle Personalisierung der Todesangst – zu dem auch noch der eigenen Soldaten – gehört nicht zu den vermittlungswürdigen Aspekten, im Sinne der Implementierung eines globalen Führungsanspruchs.

„Hypnotizer“ steht für die Selektivität dieser Berichterstattung und die Illusion in der Fülle bedeutungsloser Details und Ausschnitte tatsächlich Informiert zu werden.
Ausschnitt 27sec
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