monks – the transatlantic feedback

 
   

 

44. ADOLF-GRIMME-PREIS 2008
Wettbewerb Information & Kultur
Adolf-Grimme-Preis an Dietmar Post und Lucía Palacios (Buch/Regie) für monks – the transatlantic feedback (ZDF/3sat/HR)
Produktion: play loud! productions

Begründung der Jury:
Diese Geschichte beginnt in Gelnhausen, Zonenrandgebiet, mitten im Kalten Krieg. Sie beginnt nicht im Düsseldorf von Krautrock und Kraftwerk. Aber sie führt genau dort hin. Denn „monks – the transatlantic feedback“ leistet nicht weniger als eine tiefenscharfe Ethnografie der Sechziger Jahre, ein Portrait aufbrechender Verhältnisse mit dem Himmel voller Pauken und Gitarren. Dietmar Post und Lucía Palacios erzählen anhand der „monks“ – dieser kleinen, großen Band – vom Stürmen und Drängen einer Ära. Beinahe zehn Jahre haben die beiden Filmemacher an ihrem Portrait gearbeitet. Anders gesagt: Diese Geschichte war so gut und groß, wie sich ihre Finanzierung immer wieder als prekär erwiesen hat. Nicht, dass dies alleine schon preiswürdig wäre. Es ist nicht bloß das Kleine an diesem Film, das Abseitige, dass „monks – the transatlantic feedback“ so groß werden ließ. Nicht bloß das subkulturelle Kapital, dieses coole Wissen um eine Fußnote der Popgeschichte. Es ist vielmehr das nonchalante Talent, aus der individuellen Erzählung von fünf in Deutschland gestrandeten GIs und ihrem kurzen Ausflug in das Hinterland der Hitparaden eine Parabel für die emanzipatorische Energie einer Epoche zu machen. Das sind die Koordinaten dieses Phänomens: Fünf Ex-Soldaten aus der amerikanischen Provinz, die in der deutschen Provinz eine Beatband gründen. Dann zwei junge Intellektuelle, Absolventen der Folkwangschule in Essen und der Hochschule für Gestaltung in Ulm, welche die Dispositive von Systemdesign und Fluxus-Happening auf eben diese Band übertragen; die aus ihnen die „monks“ machen, der Band eine Coporate Identity verpassen. Fortan tragen die Musiker Tonsur, ist ihr Sound durchtränkt von einer repetitiven, stoischen Monotonie. Eine Vorahnung von Industrial Music, von Krautrock und Punk werden Nachgeborene aus dem einzigen Album der „monks“ herauslesen. Da waren die Musiker, jeder für sich, längst wieder in den Alltag amerikanischer Vorstädte gespült. Da waren die transatlantischen Rückkopplungen verhallt. Dietmar Post und Lucía Palacios haben sie wieder zum Schwingen gebracht. In einer Dokumentation, die, anders als der großartig utopische Lärm der „monks“, auch um die Zwischentöne weiß.

soweit zum Grimme-Preis.

2006 fand die große Premiere des Films in einer restlos ausverkauften Berliner Volksbühne statt. Nach der Filmaufführung betraten die MONKS erstmals nach 40 Jahren eine deutsche Bühne. Als Gäste waren Musiker von dem Soundtrack-Album geladen. Mark E. Smith (The Fall), Peter Hein (Fehlfarben), Schorsch Kamerun (Goldenen Zitronen) und The Raincoats spielten gemeinsam mit den MONKS. Es folgten unvergessliche, minutenlange Standing-Ovations. Die jüngst erschienene Soundtrack-Doppel-CD „silver monk time“ (play loud!) vereinigt Künstler der verschiedensten musikalischen Richtungen: Alec Empire, Mouse On Mars, Jon Spencer, The Fall, Faust, The Gossip, Int. Noise Conspiracy, Alan Vega, Silver Apples, Gudrun Gut u.v.m. zollen den MONKS Tribut.

Der Film „monks – the transatlantic feedback“ steht in der Tradition des großen amerikanischen Rockdokumentarfilms, ohne diesen auch nur ansatzweise zu kopieren. Die Schnitttechnik ist an den scharfen musikalischen Cuts der MONKS angelehnt. Daraus bezieht der Film sein Tempo, das ihn deutlich von anderen Rock- Dokus unterscheidet, worauf auch schon in Medien wie Variety, TVE oder BBC hingewiesen wurde.

Der Film wurde auf zahlreichen nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt – unter anderem auf dem Internationalen Film Festival in Leeds, dem Berlin & Beyond Festival in San Francisco und dem Internationalen Filmwochenende Würzburg, wo er jeweils den Publikumspreis erhielt. Beim Milano Doc Festival 2007 wurde der Film für den „Besten Schnitt“ ausgezeichnet.

 
       
   
   
  mehr über die MONKS auf der Webseite der Autoren playloud.org
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